Gerade ist der Teufel los und ich komme kaum zum Bloggen. Im Mai wird alles anders.
Dennoch habe ich es letzte Woche geschafft mir ein Kleid zu nähen. Anlass war ein Benefizkonzert, welches ich veranstaltet habe, und zu dem ich auch zum Schluß auf die Bühne musste. Das mag ich ja eigentlich gar nicht. Ich sehe mich viel mehr als Strippenzieherin im Hintergrund und kann nur schwer damit umgehen, dass mich 600 Leute im Publikum sehen aber ich niemanden, weil die Bühnenlichter so blenden!
Wie auch immer, ein Kleid musste her, und es sollte gelb sein.
Hier gab mein Stofflager nichts her, und ich stattete meinem Stoffhändler in der Nähe einen Besuch ab, wo ich intuitiv zu einem kräftig-gelben-goldenen Micro-Satin griff. Vollpolyester natürlich.
Als Schnitt diente mir derselbe wie für das
Wahlpartykleid aus der Januar-Burda von 1970.
Leider erwies sich der Stoff als äußerst flutschig und widerspenstig. Er fällt zwar sehr schön, aber die reine Freude war das Nähen nicht. Ich habe die Nahtzugaben nur mit der Zickzackschere versäubert, da meine Overlock für diesen Stoff, so glaube ich, nicht mehr scharf genug schneidet, dass sich der Stoff auch nicht verzieht. Eine Naht habe ich mit Zickzack abgesteppt, aber hier verzog sich der Stoff etwas. Also ließ ich die Nähte so wie sie waren, und ich hoffe mal, meine neue schicke Zickzackschere verhindert, dass sich die Nahtzugaben ausfransen und die Nähte sich auflösen. Wir werden sehen.
Zweites Problem waren die Ärmel. Ich habe sie schnell einsetzen müssen, weil ich mal wieder recht kurzfristig dran war, und nun sieht das nicht sehr schön aus.
Zudem hatte ich große Bedenken, dass mein Angstschweiß auf der Bühne zutage tritt. Den Verdacht hegte ich schon beim Stoffkauf und besorgte mir dann auch gleich so tolle Achselpads. Puh. Hat das schonmal jemand von euch ausprobiert?
Frifris hat ja das Thema letztens
hier aufgeworfen.
Mich überzeugen die Teile nicht. Bei manchen Kleidungsstücken mag das funktionieren, bei diesem Stoff aber, der so leicht fällt, ist das aufgefallen, d.h. es sah einfach irgendwie komisch aus und ich habe mich auch eher wie Arnold Schwarzenegger bewegt als natürlich. Also raus die Dinger. Und dann kam es beim Probetragen so wie ich mir gedacht habe. Der kleinste Wasserfleck zeigt sich dunkelbraun. Kein Bühnenauftrittskleid also. Und ich trug ein Kaufkleid.
Das tat der Veranstaltung allerdings keinen Abbruch, und es kamen um die 18.000,- Euro zusammen für einen Verein, der krebskranke und körperbehinderte Kinder hier in der Stadt unterstützt. :-)
Die Ärmel ließen mich aber weiterhin die Stirn runzeln. Retterin in der Not war mal wieder die liebe
Wiebke, die mir den Weg zur Wahl zwischen Ärmellosigkeit oder Strickjackengebrauch wies. DAS ist es! Seither habe ich das goldgelbe Kleid mehrmals getragen, mit Strickjacke darüber, und habe mich endlich ein wenig wie Goldmarie gefühlt. Denn so ziemlich das größte Kindheitstrauma, was ich mit mir herumschleppe, ist, dass ich im Kindergarten immer die Pechmarie spielen musste wegen meiner dunklen Haare. Sowas hinterlässt Spuren! Seit ich mein goldenes Kleid habe, geht es mir besser. Und ich wette, auf DIE Idee wäre kein Therapeut gekommen!
Wer bis hierher durchgehalten hat, bekommt nun auch endlich die Fotos zu sehen.
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wie man sieht, habe ich das Kleid durchaus schon getragen... |
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mein absoluter Lieblingskragen! |
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passende Knöpfe aus dem Stoffladen um die Ecke |
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Füße abgeschnitten. Stellt euch einfach Golmarieschuhe dazu vor. |
So, und heute abend schaue ich
hier, was die anderen Selberschneiderinnen in diesen kalten Frühlingstagen tragen, diesmal angeführt von
Lucy zwischen blühenden Kirschbäumen!
Liebe Grüße,
Nastjusha